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Annarasumanara - Filmposter
Original Title:
Annarasumanara

South Korea 2022

Number of Episodes: 6
Genre:
Drama, Fantasy, Music

Director:
Kim Seong-yoon

Cast:
Choi Sung-eun
Ji Chang-wook
Hwang In-yeop
Ji Hye-won
Kim Bo-yoon
Lim Ki-hong
Yoo Jae-myung
Kim Hye-eun
Jo Han-chul
Yoon Kyung-ho
Choi Young-joon


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Annarasumanara

Annarasumanara - Film Screenshot 1

aka The Sound of Magic

Story: Yoon Ah-yi (Choi Sung-eun) hat es alles andere als leicht im Leben. Ihr Vater hatte eine Firma, die pleitegegangen ist, und nun ist er auf der Flucht vor den Gläubigern. Ihre Mutter ist auch nicht mehr da. Daher muss sich Ah-yi alleine um ihre kleine Schwester kümmern und irgendwie die Miete bezahlen, obwohl sie noch in die zwölfte Klasse geht. Dass sie später studieren gehen kann, hat sie schon aufgegeben. Mathe macht ihr aber Spaß und so ist sie auch die beste des Jahrgangs in dem Fach, auch wenn sie sonst keine guten Noten hat. Dem neuen Schüler Na Il-deung (Hwang In-yeop) ist das allerdings ein Dorn im Auge, denn er ist eigentlich der beste in der Schule, außer eben in Mathe. Ah-yi muss sich aber um andere Dinge als den Neid ihres Klassenkameraden kümmern. Es gibt nämlich noch die beiden Mitschülerinnen Ha-na (Ji Hye-won) und So-hee (Kim Bo-yoon), die herausfinden, wie arm Ah-yi wirklich ist, und das könnte der Beginn nie enden wollenden Mobbings werden. Durch einen Zufall trifft das Mädchen dann in einem verlassenen Freizeitpark einen Magier, über den es an der Schule schon Gerüchte gab. Ein eigenartiger Mann, der glaubt, echte Magie zu beherrschen. Den Luxus, an Magie zu glauben, hat Ah-yi jedoch nicht. Sie war gezwungen früher als ihre Altersgenossen erwachsen zu werden. Doch der Magier Ri-eul (Ji Chang-wook) zeigt ihr, dass durch Magie alles einfacher und schöner wird...

Filmroll Annarasumanara - Film Screenshot 2 Annarasumanara - Film Screenshot 3 Filmroll
Annarasumanara - Film Screenshot 4

Kritik: Den Anfang dieser Kritik muss ein kleiner Disclaimer machen, da ich bei der Übersetzung der deutschen Synchronisation mithelfen durfte und dementsprechend eine gewisse Voreingenommenheit vorhanden sein mag. Dem steht jedoch entgegen, dass K-Dramen etwas sind, was ich eigentlich nicht schaue. Und wenn dann auch noch Gesang dazukommt... Es sollte also problemlos möglich sein, einen neutralen Standpunkt bewahren zu können. Der eigentümliche Titel bedeutet so etwas wie "Abrakadabra" und die Serie basiert auf einem Webtoon von Ha Il-Kwon. Dank Netflix stand auch genug Geld zur Verfügung, um die Geschichte in ein anderes Medium zu übertragen und dabei visuell voll überzeugen zu können. Die Bilder und Sets sind hervorragend gewählt und die darstellerischen Leistungen können das Drama gut transportieren. "Annarasumanara" ist kein typisches K-Drama und das ist sein großer Pluspunkt. Dennoch gibt es ab und zu Szenen, in denen der Kitsch-Faktor vielleicht doch etwas zu stark durchdringt.

Annarasumanara - Film Screenshot 5

Die meisten werden wohl zustimmen, dass man zwischen gutem und schlechtem Kitsch unterscheiden kann. "The Sound of Magic" (so der Alternativtitel) liefert hauptsächlich ersteres ab und das ist wohl der Musik und der Thematik zu verdanken. Es geht schließlich um das Erwachsenwerden und das damit oft verbundene Aufgeben von Träumen. Besonders in Korea gibt es einen enormen Leistungsdruck und Il-Deung im Besonderen sieht sich damit konfrontiert, dass sein Weg bereits durch seine Eltern für ihn vorherbestimmt wurde. (Nicht, dass es Ah-yi besser hätte...) Aber wird er dadurch glücklich? Ah-Yi, gespielt von Choi Sung-eun ("Start-Up"), ist aber die eigentliche Heldin der Geschichte. Ihre komplizierte Familiengeschichte zwingt sie dazu, nicht nur für sich, sondern vor allem für ihre Schwester alles zu opfern und ihre Träume zu begraben. Der Magier Ri-eul zeigt ihr dann eine andere Welt, die nicht mit ihrer Realität in Einklang zu bringen ist. Das Mädchen befindet sich daher konstant in einem Spannungsfeld. Die Sehnsucht nach einer Welt, in der alles möglich und erreichbar ist, wird von Ri-eul "Magie" genannt. Und seine Fähigkeiten scheinen tatsächlich eine andere Welt zu erschaffen, was über die Illusionen eines Bühnenmagiers hinausgeht. Trotzdem kommt immer wieder die Frage auf, ob seine Magie nun echt ist oder nicht.

Annarasumanara - Film Screenshot 6

Es bleibt dem Zuschauer überlassen, zu entscheiden, was man glauben möchte. Das ist natürlich ein schlauer Schachzug des Drehbuchs - glaubt man an Magie oder nicht bzw. in welcher Form? Das Drehbuch leistet aber nicht nur Gutes, tatsächlich gibt es hier sogar die meisten Probleme. Manche Zufälle sind etwas zu groß, als dass man sie rational erklären könnte, ein paar Logikfehler gibt es auch, leider auch den einen oder anderen, den man nicht mit "Magie" erklären kann. Das größte Problem ist aber, dass man zu viel auf einmal in der Serie unterbringen wollte. In der zweiten Hälfte verlagert sich der Fokus immer mehr auf eine verschwundene Mitschülerin und die Serie bekommt eine Krimi-Note. Dabei werden immer wieder Ri-euls Identität und seine wahren Intentionen hinterfragt. Leider führt das auch dazu, dass Ri-eul als Charakter undurchschaubar bleibt und Darsteller Ji Chang-wook ("Hard Hit") zwar durchaus charismatisch ist (komischerweise in der deutschen Synchronisation sogar noch etwas mehr), aber wir niemals die emotionale Bindung zu ihm aufbauen können, die wohl beabsichtigt war.
An dieser Stelle auch ein Lob an die deutsche Synchronisation. Zwar wurde die eigentliche Übersetzung an vielen Stellen simplifiziert (ein paar schöne Zeilen gehen dadurch verloren) und auch die Jugendsprache wirkt nicht immer ganz auf den Punkt gebracht, aber im Großen und Ganzen hat man vieles an der Übersetzung sehr gut geglättet und an die Situationen/Lippenbewegungen angepasst, sodass alles viel natürlicher wirkt, als das noch vor zehn Jahren bei Synchronisationen der Fall war. Auch die Sprecher leisten gute Arbeit. Es ist schön zu sehen, dass man endlich Mühe in die Lokalisation asiatischer Produktionen steckt.

Annarasumanara - Film Screenshot 7

Darstellerisch ist alles auf hohem Niveau, es handelt sich eben nicht um eine billige Telenovela und es gibt mit Ha-na und So-hee (letztere war auch in "All of Us Are Dead" zu sehen), zwei Schülerinnen, die nicht die typischen Bullys sind und eine schöne Chemie auf den Bildschirm bringen, während sie die "Bösewichte" darstellen. Und vielleicht ist der Magier eben auch nicht so unschuldig, wie es zunächst scheinen mag? Man hat oft den Eindruck, die Darsteller würden alles zusammenhalten, da der Serie später wie gesagt der rote Faden verlorengeht. Immerhin bekommt Regisseur Kim Seong-yoon, der auch für die erfolgreiche Serie "Itaewon Class" verantwortlich war, am Ende wieder einigermaßen die Kurve und das Hauptthema rückt wieder in den Vordergrund. Das Problem ist eventuell auch, dass die Serie mit sechs Episoden, die jeweils fast eine Stunde Laufzeit haben, eigentlich zu kurz ist, um all das unterzubringen, was man im Endeffekt transportieren wollte. Daher fühlt sich speziell gegen Ende alles etwas gehetzt an. Ungewöhnlich, da K-Dramen ja eigentlich jede Entwicklung unnötig in die Länge ziehen. Für das Genre typisch bekommen wir aber eine Dreiecksbeziehung, die sich aber als erstaunlich anders bzw. erwachsen erweist und damit nicht ernsthaft zum Kitschfaktor beiträgt.

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Annarasumanara - Film Screenshot 10

Das Tempo stimmt also zu jeder Zeit und es gibt kaum wirkliche Durchhänger. Dass die Serie neben typischen Motiven auch Neues versucht, ist selbstverständlich an den Gesangseinlagen zu sehen. Hier hatte ich befürchtet, dass "Annarasumanara" seine große Schwäche offenbart, aber auch wenn manche Lieder etwas zu sehr in Richtung K-Pop/Balladen gehen, funktioniert die Musik erstaunlich gut. Wahrscheinlich werden die meisten an "The Greatest Showman" denken, aber auch Peter Chans "Perhaps Love" fällt sofort ein. Anders als dort, sind die Gesangsszenen in "The Sound of Magic" aber besser implementiert, da immer dann gesungen wird, wenn man sein Herz ausschüttet. Ganz nach dem Motto, wenn es zu peinlich ist, es mit Worten auszudrücken, dann sing es. Und es funktioniert. Ein wenig mehr hätte ich mir aber Lieder wie jenes in der dritten Episode gewünscht, als sich Il-Deung in seinem persönlichen Albtraum der Konformität wiederfindet. Außerdem sind die Lieder nicht gleichmäßig über die Serie verteilt, zum Ende hin werden es weniger und eine Folge hat sogar gar keinen Song. Eigenartig, aber eben ein Beweis mehr, dass die Serie noch ein wenig Feinschliff vertragen hätte. Die Musikuntermalung im Hintergrund ist hervorragend und trifft das Thema Magie sehr gut. Auch im übertragenen Sinne trifft "Annarasumanara" am Ende die meisten Töne und kann dank seines gewollt kindisch-naiven Tons, der im Kontrast zur harschen, von Drama durchwobenen Realität steht, nahegehen und berühren, wenn auch nahe an der Kitschgrenze. Gerade da die Serie mal etwas anderes versucht, und das die meiste Zeit erfolgreich, können auch mal jene, die um K-Dramen normalerweise einen Bogen machen, einen Blick riskieren.

(Autor: Manfred Selzer)
rating
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