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Incantation - Filmposter
Original Title:
Zhou

Taiwan 2022

Genre:
Horror

Director:
Kevin Ko

Cast:
Tsai Hsuan-yen
Huang Hsin-ting
Kao Ying-Hsuan
Wen Ching-Yu
Sean Lin
Ke Mengrong


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Incantation

Incantation - Film Screenshot 1

Story: Li Ruonan (Tsai Hsuan-yen) hat vor sechs Jahren ihr Baby in einem Waisenhaus abgeben müssen, da sie mental krank war. Mittlerweile geht es ihr aber wieder gut und ihr wird auch gerichtlich gestattet, sich um ihre Tochter Duoduo (Huang Hsin-ting) zu kümmern. Es dauert eine Weile, bis das kleine Mädchen versteht, dass sie nun eine Mama hat. Die Mutter dokumentiert derweil ihr gemeinsames neues Leben mit einer Kamera. Kurze Zeit später geschehen in Ruonans Wohnung allerdings eigenartige Dinge. Die Mutter hört das Schreien eines Babys oder Objekte bewegen sich, wenn sie gerade nicht hinschaut. Duoduo berichtet von jemand Gesichtslosem, aber ihre Mutter gibt ihr Tipps, wie sie es schafft, keine Angst zu haben. Ruonan glaubt, dass sich ihre Tochter das Wesen nur einbildet, aber mit der Zeit realisiert sie, dass irgenwas nicht stimmt. Es scheint, als würde ein Fluch auf Duoduo liegen, und die Mutter hat bald eine Ahnung, was der Ursprung sein könnte. Vor sechs Jahren war sie nämlich mit einigen Freunden in einem Tempel, um dort eine Dokumentation über einen Tunnel, den niemand betreten darf, zu machen und um an einem Ritual zum Schutz vor einer bösen Gottheit teilzunehmen. Die Neugier der Dokumentarfilmer hat damals jedoch zu einer Katastrophe geführt und nicht nur Ruonan trägt immer noch den Fluch mit sich, sondern wohl auch ihre Tochter, mit der sie damals schwanger war...

Filmroll Incantation - Film Screenshot 2 Incantation - Film Screenshot 3 Filmroll
Incantation - Film Screenshot 4

Kritik: Taiwan hat vor ein paar Jahren mit seinem politisch orientierten "Detention" einen an den heimischen Kinokassen ziemlich erfolgreichen Horrorfilm auf die Beine gestellt. "Incantation" ist ein ähnlich atmosphärischer Gruselstreifen, ist aber hinsichtlich seines Drehbuchs ein Leichtgewicht, da hier keine Vergangenheitskritik oder ähnliches betrieben wird, sondern schlicht eine Mockumentary mit Ausrichtung auf traditionellen Shamanismus und Aberglaube auf die Leinwand gebracht wird. Thailand hat dies zuletzt mit "The Medium" ebenfalls versucht und einige für Mockumentarys typische Schwächen sowie Längen gezeigt, einen an sich aber trotzdem faszinierenden Ton kreiert. "Incantation" hat auch mit einigen offensichtlichen Problemen zu kämpfen, allerdings erweist sich die Geschichte an sich nicht als langatmig und mit einer Mutter im Vordergrund, die um ihr Kind kämpft, hat man auch eine gute Basis, um einen Horrorstreifen zusätzlich endlich mal auf emotionaler Ebene funktionieren zu lassen.

Incantation - Film Screenshot 5

Zunächst sieht auch alles danach aus, dass Ruonan alles daran setzt, eine gute Mutter für ihre Tochter zu sein, und die Beziehung zwischen den beiden erwacht tatsächlich zum Leben. Allerdings passiert diesbezüglich vom einen auf den anderen Moment gar nichts mehr und die Geschichte verlagert ihren Schwerpunkt in eine andere Richtung. Damit verspielt Regisseur Kevin Ko genau die Chance, die seine Mockumentary von ähnlichen Streifen abgesetzt hätte. Stattdessen wird versucht, Spannung in den Film zu bringen, indem durch eine Rückblende aufgedeckt wird, wie es zu dem Fluch kam. Natürlich ebenfalls im Found-Footage-Stil. Wirklich Außergewöhnliches wird dadurch aber nicht aufgedeckt. Um genau zu sein, ist alles sogar sehr genretypisch. Immerhin gibt es zum Finale hin jedoch eine kleine nette Wendung. Es bleibt aber dabei, dass die Geschichte äußerst dünn ist.

Incantation - Film Screenshot 6

Trotz der bereits angesprochenen dichten Atmosphäre, die dank der Shamanismus-Thematik gut zur Geltung kommt, gibt es leider überhaupt keine wirklich gruseligen Szenen. Ab und zu gibt es lediglich ein paar sehr typische Schreckmomente. Gerade hier hätte man mehr erwartet. Das Ende schafft es wenigstens, die Art von Horror zu präsentieren, die man eigentlich über die ganze Laufzeit des Streifens erwartet hätte. Somit ist der Hauptteil von "Incantation" ziemlich enttäuschend. Da die Charaktere nicht wie zunächst angedeutet im Vordergrund stehen, passiert genau genommen gar nichts Interessantes. Nebencharaktere, die durch Rückblenden eingeführt werden, oder der Leiter des Waisenhauses bleiben viel zu flach. Aber da auch Ruonan selbst Tiefe vermissen lässt, ist das wohl das geringste Problem der Geschichte.

Incantation - Film Screenshot 7

Die Struktur des Plots wird verkompliziert und man versucht so etwas ähnliches wie Spannung aufzubauen, indem zwischen Gegenwart und Vergangenheit gewechselt wird. Dass es sich um einen Fluch handelt, der auf Ruonan liegt, ist von Beginn an klar, aber wodurch sie Opfer von diesem wurde, ist nicht sonderlich spannend. Eigenartige Rituale, Gebete, Opfer, die dargebracht werden, und eine Höhle, die niemand betreten darf. Die Zutaten sind alle da, um eine gruselige Atmosphäre zu erschaffen, aber man steckt nie richtig im Geschehen, da uns die Charaktere egal bleiben. Auch Ruonans Kampf um ihre Tochter, die krank wird, geht nicht nahe. Zum Teil liegt das vielleicht auch an dem Genre, denn als Mockumentary ist eben auch ein wenig Dokumentarfilm dabei, wodurch die Emotionen auf der Strecke bleiben. Leider bedeutet das eben auch, dass der Film trotz keiner echten Längen manchmal an einem vorbeiplätschert.

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Incantation - Film Screenshot 10

Eigentlich sollte aber sogar eine besondere Nähe zum Zuschauer geschaffen werden, da als Rahmenerzählung Ruonan den Zuschauer ihrer Aufnahmen direkt anspricht und um Hilfe beim Rezitieren eines Gebetsspruchs bittet. Selbstverständlich gibt es auch noch das typische Problem, dass nicht immer nachvollziehbar ist, warum die Kamera immer und überall hin mitgenommen wird, auch wenn es manchmal Erklärungsversuche gibt. Manche Momente, in denen dann die abgelegte Kamera in eine bestimmte Richtung gedreht wird, obwohl das als reale Reaktion in einem Moment der Panik unrealistisch ist, zerstören ganz klar die Illusion. Schlussendlich ist "Incantation" ein reizvoller Horrorfilm für all jene, die sich bei mysteriösen Ritualen oder beim Found-Footage-Stil gruseln können/wollen. Leider werden aber zu viele Klischees des Genres bedient und die Geschichte bietet zu wenig, um zu jeder Zeit vor den Bildschirm zu fesseln. Immerhin können die letzten Szenen dem Zuschauer einen Schauer über den Rücken jagen.

(Autor: Manfred Selzer)
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