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Detention - Filmposter
Original Title:
Fan Xiao

Taiwan 2019

Genre:
Horror, Drama

Director:
John Hsu

Cast:
Gingle Wang
Fu Meng-po
Tseng Ching-hua
Cecilia Cho
Hsia Ching-ting
Jessie Chang


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Detention

Detention - Film Screenshot 1

Story: Im Jahr 1962 befindet sich Taiwan in der Zeit des "Weißen Terrors". Politisch linke Bücher sind verboten und gegen Personen mit fragwürdigem Gedankengut wird rigoros vorgegangen. Für Fang Ray-shin (Gingle Wang) sind die Lautsprecherdurchsagen an ihrer Schule, in denen man dazu aufgefordert wird, politisch verdächtige Personen sofort zu melden, Alltag. Doch ihr Alltag wird bald vollständig auf den Kopf gestellt. Eines Nachts findet sie sich in der Schule wieder und ihr Mitschüler Wei Chung-ting (Tseng Ching-hua) ist die einzige andere Person, die dort ist. Sie kennt den Jungen nicht gut, doch dieser interessiert sich schon lange für das Mädchen. Ray-shin weiß allerdings, dass Chung-ting Teil einer Gruppe ist, die in der Schule im Geheimen verbotene Bücher liest. Der Leiter dieser Gruppe ist ihr Lehrer Mr. Chang (Fu Meng-po), für den das Mädchen Gefühle hegt. An der Schule gab es großen Aufruhr, weil ein Schüler abgeführt wurde, der Teil dieser Gruppe ist. Nun müssen alle Mitglieder der Gruppe fürchten, gefasst zu werden, da die Regierung bekannt für ihre Folterungen und die Extraktion von Informationen ist. Auf eigenartige Weise in der düsteren Schule gefangen, sucht Ray-shin nun mit Chung-ting ihren Lehrer, da sie befürchten muss, dass dieser nun auch von der Regierung abgeführt wurde. Stattdessen sieht sie in der Schule unerklärliche Szenen und dann macht auch noch ein Monster Jagd auf sie und ihren Mitschüler...

Filmroll Detention - Film Screenshot 2 Detention - Film Screenshot 3 Filmroll
Detention - Film Screenshot 4

Kritik: "Detention" behandelt eine Periode der taiwanesischen Geschichte, deren sich wahrscheinlich nicht viele außerhalb des Landes bewusst sind. Der "Weiße Terror" beschreibt eine Zeit, in der Regierungsgegner oder solche, die als ebendiese beschuldigt wurden, inhaftiert, gefoltert oder/und exekutiert wurden. Dies wurde durch das Kriegsrecht legalisiert, das von 1949 bis 1987 in Taiwan in Kraft war. Jegliche Opposition, darunter fiel auch das Lesen verbotener Bücher mit politisch linkem Inhalt, gegen die Regierungspartei der Kuomintang (KMT) unter Chiang Kai-shek, wurde bis zum Extrem geahndet. Diesen Terror in Form eines psychologischen Horrorfilms auf die Leinwand zu bringen, scheint ein vielversprechendes Unternehmen. Tatsächlich erweist sich "Detention" als ein innovativer Horrorfilm, der vor allem dank seiner gut geschriebenen Geschichte vielen anderen Filmes des Genres etwas voraus hat.

Detention - Film Screenshot 5

Vielleicht mag es den einen oder anderen überraschen, aber "Detention" basiert eigentlich auf einem Videospiel aus Taiwan, das auch bei den Kritikern wegen seiner Thematik und dem subtilen Horror positive Bewertungen bekommen hat. Erkenntlich ist das in dem Film eigentlich nur anhand der stilisierten Atmosphäre, die jene des Videospiels einzufangen versucht. Und das gelingt größtenteils. Die Schule als Setting für einen Horrorfilm mag zwar keine neue Idee sein, man nehme beispielsweise "Memento Mori" oder "Death Bell", aber die labile Psyche von Teenagern und ihre Verletzlichkeit ist selbstverständlich ein guter Nährboden für Horror. Speziell wenn er dann auch noch in Form einer Ideologie daherkommt, die von einem autoritären Staat in die Köpfe leicht beeinflussbarer Kinder gehämmert wird. Genauso leicht lassen sich Jugendliche aber von Revolutionären etc. zur Rebellion anführen. Die Teenager in "Detention" können einem deswegen auch leidtun, weil sie Figuren in einem Spiel sind, das sie selbst gar nicht spielen.

Detention - Film Screenshot 6

"Detention" wird in drei Kapiteln erzählt und anfangs ergibt nicht alles wirklich viel Sinn. Die Befürchtung hier einen Horrorfilm zu haben, der lediglich mit seiner Atmosphäre punkten will und ansonsten ein narratives Desaster ist, ist recht hoch, aber genau hier verbirgt sich die größte Stärke des Streifens. Wir kennen die Charaktere nicht und werden schlichtweg in den Film geworfen. Das erste Kapitel nennt sich dann auch "Alptraum" und so ist uns sofort bewusst, dass es sich hier nicht um die Realität handeln kann. Hinweise darauf sind auch genügend vorhanden. Visionen, Schüler ohne Gesicht und eine Verkörperung der KMT in Form eines humanoiden Monsters mit einer Laterne und einer Stimme wie aus einer Lautsprecherdurchsage. Die Stärke von "Detention" ist, dass die Ereignisse und Visionen, die wir an dieser Stelle zu sehen bekommen, im weiteren Verlauf des Films erklärt werden und im Nachhinein selbst Horrorszenen, die augenscheinlich nur dazu dienten, den Zuschauer aus dem Sitz hochschrecken zu lassen, einen Hintergrund haben.

Detention - Film Screenshot 7

Regisseur John Hsu erzählt seinen Film nicht geradlinig. Speziell im zweiten Kapitel springen wir von der Alptraum-Welt immer häufiger in die Realität und damit in die Vergangenheit. Wir lernen die Schüler und Lehrer besser kennen, erfahren etwas über ihre Beziehung untereinander und stellen mit Erstaunen fest, dass wichtige Themen des Films auch Liebe, Eifersucht und Verrat sind. Leider bleiben die Charaktere dennoch recht flach. Ray-shin mag etwas mehr Tiefe bekommen, aber die anderen Charaktere bleiben eindimensional und das lässt uns befürchten, dass die unweigerliche Verlagerung vom Horror aufs Drama wenig erfolgreich sein wird, da uns die Individuen als solche nicht nahegehen. Überraschenderweise ist dem nicht der Fall. Die Hauptthemen des Films, die Unterdrückung durch einen autoritären Staat, Verfolgung, Folterung und Tötung, das alles wird sehr eingängig porträtiert, eben auch in Form einiger horrorartiger Bilder, sodass das Drama letztlich sehr effektiv ist.

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Detention - Film Screenshot 10

Der Umstand, dass man Exekutionen zu sehen bekommt, Schlingen als Motiv immer wieder vorkommen oder das "Monster" seine Opfer erwürgt, während diesen ein Jutesack über das Gesicht wächst, ist verstörend und zeigt den Horror jener Zeit. Die Bilder orientieren sich stilistisch an der Videospielvorlage und wirken dadurch durchaus einzigartig. Einige Bilder und Szenen sind zudem gelungene Metaphern, wenn auch keine subtilen, nur die Spezialeffekte (hier ist speziell das Monster gemeint) können nicht immer vollends überzeugen. "Detention" ist aber ein Film, der als schlichter Horrorfilm anfängt und dann immer politischer wird. Die Botschaft, die Vergangenheit nicht zu vergessen, wird uns gegen Ende auf dem Silbertablett serviert und hier hätte man etwas subtiler vorgehen können. Aber die Art, wie "Detention" seine politische Geschichte erzählt, ist innovativ und dürfte auch Fans des Horrors für sich gewinnen können. Das letzte Kapitel ist dann eher ein Epilog und lässt alle zuvor aufgewühlten Gefühle hervorbrechen, was ebenfalls ein Zeichen der guten Qualität dieses interessanten Horrorfilms über die taiwanesische Vergangenheit ist.

(Autor: Manfred Selzer)
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