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You're Not Normal, Either

Story: Kasumi Akimoto (Kaya Kiyohara) geht noch zur Schule und findet ihre Freunde langweilig. Sie ist in den Unternehmer Miyamoto (Kotaro Koizumi) verliebt, der mit Spielzeugen das Lernen neu definiert hat. Momentan gibt er einige Lesungen und bei einer dieser Gelegenheiten findet Kasumi heraus, dass er bald heiraten wird. Sie erzählt ihrem Nachhilfelehrer Yasuomi Ono (Ryo Narita) davon, welcher von ihr genauer wissen will, was sie an diesem Mann so toll findet. Schließlich kommt es bei den diversen direkten Fragen an Kasumi dazu, dass sie ihrem Nachhilfelehrer sagt, dass er nicht ganz normal ist und so nie heiraten wird. Yasuomi bittet daraufhin das Mädchen, ihm zu helfen, etwas normaler zu werden, da er ihre Kritik für berechtigt hält und er irgendwann heiraten und ein normales Leben führen will. Yasuomis Probleme fangen schon damit an, dass er sein Leben bisher ausschließlich der Mathematik gewidmet hat und ansonsten kaum etwas von alltäglichen Dingen versteht. Kasumi will mit ihm trainieren, wie man datet und hat dafür schon einen Plan. Er soll die künftige Ehefrau ihres Schwarms Miyamoto, Minako (Rika Izumi), kennenlernen und sie ihrem versprochenen Ehemann wegschnappen. Damit hätte Kasumi gleichzeitig ihre Konkurrentin aus dem Weg geräumt. Allerdings ist ihr Nachhilfelehrer so unbeholfen in weltlichen Dingen und vor allem im Umgang mit anderen Menschen, dass sie ihren Plan immer wieder neu anpassen muss. Irgendwann gelingt Kasumi und Yasuomi ihr Vorhaben, doch das Mädchen ist gar nicht glücklich mit dem Resultat...

Kritik: Oft findet man Filme, die auf dem Papier gut aussehen, aber auf dem Bildschirm eine Katastrophe sind. Mit "You're Not Normal, Either" ist tatsächlich einmal das Gegenteil der Fall! Was sich nach einer klischeehaften Romantikkomödie anhören mag, die mit ihrer Nachhilfelehrer-Schülerin-Romanze jene nicht abholen können mag, die das als Aufhänger problematisch finden mögen, entpuppt sich als eine gelungene Komödie, in der sich Klischees nur bedient werden, um diese zu dekonstruieren und sich über diese lustig zu machen. So soll Yasuomi natürlich am Ende erkennen, dass Kasumi eigentlich ganz gut zu ihm passt, während diese das zu ihrem Erschrecken beim Ausführen ihres Plans selbst realisiert. Doch der Nachhilfelehrer und Minako passen überraschenderweise auch ziemlich gut zusammen und Yasuomis Ehrlichkeit ebnet den Weg für eine interessante Beziehung, da wir an dieser Stelle viel mehr über den Mathematiker erfahren. Natürlich bleibt dabei auch viel Raum für Humor.

Es ist vor allem angenehm, dass Yasuomi nicht der typische "Nerd" ist, der völlig unempfänglich für die Fehler ist, welche er in der Interaktion mit anderen macht. Natürlich zeigt sich vor allem in seinen Dialogen mit der Schülerin, dass man ihn doch immer mal wieder darauf hinweisen muss, dass man xy nicht einfach so direkt sagen darf, aber er fällt nicht vollkommen in die Schublade eines weltfremden Mathematik-Experten. Er möchte ein normales Leben führen und selbstverständlich ist die Kernaussage des Films somit: Was bedeutet aber schon normal? Dabei werden Normen berührt, die wohl eher japanischer Natur sind, die meiste Zeit aber erweist sich die Komödie als überaus international. Wie wichtig das Ansehen in einer Gesellschaft ist und dass dies in direkter Korrelation zum Grad der Verlogenheit in dieser steht, sind Themen, die einfach grenzübergreifend sind, auch wenn es offensichtlich ist, dass der Regisseur hier besonders die Probleme typisch für Japan anschneiden will. Trotz der kleinen Dosis Sozialkritik, bleibt der Film aber lustig - eben auch in jenen Szenen, die vielleicht nicht lustig sein sollten, weil sie etwas zu ehrlich Missstände aufzeigen.

Yasuomi ist nicht der typische Nerd, wie man ihn aus Film und Fernsehen kennt, weil er auch einige kulturelle Eigenheiten hat bzw. sich in der japanischen Gesellschaft zurechtfinden muss, in der man ab einem bestimmten Alter eben einfach verheiratet sein muss. Die Romanze mit der Schülerin - viele Jahren trennen die beiden nicht - funktioniert vor allem deshalb, weil Kasumi ihren Lehrer nicht anhimmelt, sondern ein selbstbewusstes, manchmal freches Mädchen ist, das eben Yasuomi unter ihre Fittiche nimmt. Damit sind die Lehrer-Schüler-Rollen vertauscht, während die humoristischen Szenen vor allem daher rühren, dass Kasumi auch nicht als normal zu bezeichnen ist, dies aber zunächst nicht realisiert. Auch wenn sie bereits eine Ahnung haben müsste, weil sie das oberflächliche Getratsche ihrer Freundinnnen nicht leiden kann. Yasuomi und Kasumi wachsen gemeinsam und damit auch ihre Beziehung. Regisseur Koji Maeda begeht aber nie den Fehler, die Beziehung wie eine klassische Romanze aufzubauen und das macht den Film so erfolgreich.

Ein besonderes Lob verdient der Film für seine Dialoge. Diese sind hervorragend geschrieben und geben der Geschichte sowohl ein wenig Tiefe, als dass sie auch guten Humor liefern. Sie wirken gleichzeitig authentisch und als wären sie das Gespräch zweier Menschen, die in ihrer eigenen Welt leben. Herausragend ist außerdem das Timing, mit dem die Dialoge vorgetragen werden. Ryo Narita ("Homunculus") und Kaya Kiyohara ("My Tomorrow, Your Yesterday") leisten wunderbare Arbeit, was sich speziell in einer langen, an einem Stück gedrehten Szene ersehen lässt, in der die beiden Charaktere richtig aufblühen. Die Chemie zwischen den beiden stimmt einfach und man fragt sich stets, wer eigentlich genau von wem lernt. Minako ist eine interessante dritte Person, auch wenn man nicht von einem Liebesdreieck im klassischen Sinne sprechen kann. Man erwischt sich sogar dabei, dass man Yasuomi und ihr die Daumen drückt, obwohl man doch eigentlich auf der Seite von Kasumi und ihrem Lehrer stehen müsste. Die Entwicklungen im Film und auch die Charakterzeichnungen sind sehr differenziert, sodass die Geschichte tatsächlich immer wieder eine Neuausrichtung erfährt.

"You're Not Normal, Either" ist damit sowohl spannend als auch unterhaltsam. Der Humor trifft immer auf den Punkt und fällt manchmal überraschend schwarz aus, womit auch etwas Gesellschaftskritik geübt wird. Die größte Leistung des Regisseurs ist aber vielleicht, dass der Film romantisch ist, ohne romantisch zu sein bzw. ein warmes Gefühl hervorruft, ohne es augenscheinlich darauf abgesehen zu haben. Die Komödie fällt mit seinen knapp 99 Minuten auch nicht zu lang aus, wenn überhaupt, könnte man sogar sagen, dass es schön gewesen wäre, noch etwas mehr über die Charaktere zu erfahren. Das Ende ist aber rund und zufriedenstellend, ohne kitschig zu sein, weshalb man das gerne verzeiht. Es dürfte also klar sein, dass der Film für mich eine ziemliche Überraschung war. Bei Romantik-Komödien - wenn man den Film denn wirklich einfach in diese Kategorie stecken will - kann sehr viel schiefgehen, aber hier stimmt von der Chemie über die Dialoge bis zum Humor alles. Man bekommt hier keinen kitschigen Streifen für Teenager, sondern einfach einen guten Film.

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