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Original Title:
Jibeuro

South Korea 2002

Genre:
Drama

Director:
Lee Jeong-hyang

Cast:
Kim Eul-boon
Yu Seung-ho
Dong Hyo-hee
Min Kyung-hyun
Yim Eun-kyung


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The Way Home

Story: Der kleine Sang-woo (Yu Seung-ho) wird von seiner Mutter (Dong Hyo-hee) zu seiner Großmutter (Kim Eul-boon) aufs Land gebracht. Sang-woos Mutter wurde vor Jahren von ihrem Mann verlassen und sitzt mittlerweile auf einem Berg von Schulden. Um endlich einen Job zu bekommen muss sie ihren Sohn für ein paar Monate in die Obhut ihrer Mutter geben. Das Problem ist nur, dass Sang-woos Großmutter nicht nur auf dem Land, fernab von jeglicher Technik, lebt, sondern dass sie auch noch stumm ist.
Sang-woo beweist sich als ein wahrer kleiner Teufel. Er ist unwahrscheinlich frech zu seiner Großmutter, beschimpft sie, und weint, wenn er nicht bekommt was er will. Doch die Großmutter hält alle diese Gemeinheiten aus und beschwert sich kein einziges Mal. Im Gegenteil, sie kümmert sich auf ihre ganz eigene Weise sehr liebevoll um Sang-woo, und bringt diesem ein einfaches Leben nahe, das er so noch nicht kennengelernt hatte. Die Wochen vergehen und bald merkt Sang-woo, dass zwischen ihm und seiner Großmutter tatsächlich ein freundschaftliches und ungewöhnliches Band entstanden ist...

Kritik: "The Way Home" ist ein sehr interessanter Film. Er lässt alt auf neu treffen und verpasst es dabei nicht, dies auf eine herzergreifende und einfühlsame Art zu machen. Regisseurin Lee Jeong-hyang hat mit ihrem Drehbuch auch eine Ode an die Großmütter dieser Welt geschrieben, was sie mit ihrer Widmung am Ende des Films unterstreicht. Und das ist offensichtlich, denn uns wird im Laufe des Films bewusst, dass wir alle einmal ein solch verwöhntes, freches Kind waren wie Sang-woo. Vielleicht niemals so extrem, aber wir haben es unseren Eltern und Großeltern zu verdanken, dass wir schließlich gelernt haben was wirklich wichtig im Leben ist. Möglich war das nur, weil Eltern, oder in diesem Fall die Großmutter, unsere ewige Unzufriedenheit und Quängeleien aushalten konnten, und uns schließlich teilhaben ließen an ihrer Weisheit - oder nennen wir es lieber Lebenserfahrung.

Es ist allerdings auch eindeutig, dass die Großmutter eine Generation darstellt, die der neuen koreanischen Handy-Generation, die mit allerlei konsumfreundlichem Luxus bombardiert wird, komplett entgegensteht. Es ist aber auch klar, dass es nur dieser Generation zu verdanken ist, dass wir ("wir", weil der Film nicht nur auf die koreanische Kultur beschränkt werden kann) heutzutage in dieser im Grunde sorgenfreien Gesellschaft leben können. Denn wir müssen nicht mehr befürchten zu verhungern oder zu erfrieren. Das ist nur möglich, weil die Generationen vor uns sehr hart für sehr wenig Entlohn gearbeitet und sich dabei niemals beschwert haben.
Es gibt viele Beispiele im Film für dieses Verhalten der älteren Generation. Die Großmutter hat nur das Nötigste und ist damit zufrieden. Ohne sich zu beschweren. Sang-woo ärgert sie, beschimpft sie, macht alles schmutzig, doch sie beschwert sich nicht. Mit stoischer Ruhe erträgt sie Sang-woos Verhalten und bringt ihm trotzdem großmütterliche Liebe entgegen.

Eine bezeichnende Szene ist als Sang-woo in einem Wutanfall Reis herunterstößt und die Großmutter diesen wieder aufsammelt, ja sogar den auf dem Boden verbliebenen Reis aufisst. Wir können uns gar nicht mehr vorstellen welche Bedeutung Reis für die Generationen vor uns gehabt haben mag. Da verschwendet man nicht einfach ein Körnchen, indem man es auffegt und wegwirft.
Eine weitere bewegende Szene ist, als die Großmutter fast schon bettelnd den ganzen Tag versucht Gemüse in der Stadt zu verkaufen, nur um Sang-woo für das Geld ein warmes Mahl im Restaurant und ein paar neue Schuhe kaufen zu können. Außerdem muss die Großmutter mit ihrem von schwerer Arbeit gezeichneten Körper in ihrem Alter immer noch Wasser holen gehen, und durch den Regen wandern um für Sang-woo einen Hahn zu kaufen. Sang-woo dankt es ihr nie, aber sie beschwert sich nicht. Sie ist das Leben nicht anders gewohnt. Sie kennt nur ein Leben voller Mühsal, und erfreut sich daher an den kleinen Dingen im Leben.

Regisseur Lee ("Art Museum by the Zoo") hat für ihren Film, vom kleinen Yu Seung-ho einmal abgesehen, ausschließlich Amateure engagiert. Kim Eul-boon, die einfach auf wunderbar stoisch-ruhige und liebevolle Art die Großmutter spielt, wurde bei einer Talentsuche in abgelegenen Dörfern gefunden. Unglaublich, aber wahr: Die 78-jährige Kim Eul-boon hat zuvor noch nie einen Film in ihrem Leben gesehen! Ihre wunderbar glaubwürdige Darstellung der Großmutter schwächt das allerdings in keinster Weise ab. In einer faszinierenden Szene versucht sie Holzklötze durch verschiedene Formen zu stecken. Ein Kinderspiel, das die Großmutter allerdings nicht meistern kann. Hier zeigt sich die simple Denkweise der Protagonistin, ohne dass wir Gefahr laufen dürfen zu denken, dass sie einfach nur dumm ist. Solcherlei räumliches Vorstellungsvermögen schien nie wichtig für ihr Leben gewesen zu sein.
An ihrer Seite ist Yu Seung-ho ("Heart is..."), der eine solch hervorragende Darstellung des verwöhnten, frechen Jungen abgibt, dass wir ihn am Anfang sogar nicht leiden können.

Mit der Zeit lernt Sang-woo allerdings zu verstehen, was für Opfer die Großmutter für ihn aufbringt. Die Großmutter macht ihn ohne augenscheinlich großes Zutun zu einem besseren Menschen. Einfach indem sie ist, wer sie ist.
Sang-woo hat auch noch eine kleine "Kinderliebesgeschichte", die allerdings nur angedacht ist und nie irgendwie ausformuliert, oder genutzt wird. Am Ende wird sie sogar einfach ohne weitere Erklärung fallen gelassen, was etwas merkwürdig ist. Aber die Story ist in "The Way Home" sowieso nicht wichtig, da sie ohnehin sehr minimal gehalten wird. Eigentlich passiert auch nur sehr selten wirklich etwas, aber es sind die kleinen Dinge, die einen faszinieren können - z.B. als sich eine Freundin mit der Großmutter unterhält, und bei dem sehr einfachen Gespräch auch die Unbefangenheit, mit der man über den Tod spricht heraussticht.
Der Gegensatz, der zwischen Sang-woo und der Großmutter zu jedem Zeitpunkt durch den Generationsunterschied herausgearbeitet ist, und die Chemie zwischen den beiden Darstellern, die schließlich in einem simplen, aber wirkungsvollen Abschied noch einmal klar zum Vorschein kommt, ist es was den Film so bewegend macht. "The Way Home" ist damit ein einfaches, aber bewegendes Drama, das in seiner Grundatmosphäre eigentlich recht positiv ist. Was den Film aber so besonders macht ist die Großmutter/Kim Eul-boon. Selbst Tage nach dem Film kann einen die Szene, wie sie gebückt mit einem Stock als Hilfe kraftvoll den Weg zu ihrem Haus hochläuft, ein Lächeln auf das Gesicht zaubern...

(Autor: Manfred Selzer)
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