Shock Wave 2

Story: Poon Sing-fung (Andy Lau) ist Experte für Bombenentschärfung und hat schon einiges an Berühmtheit in Hong Kong erlangt. Zusammen mit seinem Partner Tung Cheuk-man (Lau Ching Wan) wird er zu einem weiteren Einsatz geholt. Dabei geht jedoch etwas schief und eine Bombe explodiert. Poon verliert seinen linken Unterschenkel, kämpft sich mit einer Prothese aber schnell wieder in die oberste Liga unter seinen Kollegen, wenn es um körperliche Fitness geht. Trotz bestandener Tests lässt die Polizei ihn aber nicht wieder in den aktiven Dienst treten. Poon lebt für seinen Job, weshalb er nicht nur enttäuscht, sondern auch ungemein wütend auf die Polizei und alle um ihn herum ist. Sein Kollege Tung wird befördert und Poon kündigt seinen Job. Schließlich trennt er sich auch von seiner Freundin Pong Ling (Ni Ni). Poon ist in seinem Leben ganz unten angelangt.
Fünf Jahre später geht bei einer Eröffnungsfeier in einem Hotel eine Bombe hoch, welche einige Opfer fordert. Poon wird bei der Explosion auch schwer verletzt und hatte zuvor ein Aufeinandertreffen mit dem Sicherheitsdienst des Hotels. Er ist dringend tatverdächtig und wird daher im Krankenhaus unter ständiger Beobachtung gehalten. Poon kann sich nach der Explosion aber kaum noch an etwas erinnern. Kurze Zeit später versucht die Terroristenorganisation "Vendetta" ihn gewaltsam aus dem Krankenhaus zu befreien. Es kommt zu einem Schusswechsel zwischen Terroristen und Polizei, bei dem Poon fliehen kann. Auf der Flucht läuft er seiner Ex-Freundin Pong über den Weg, die ebenfalls für die Polizei arbeitet. Sie sagt ihm, dass er unbedingt seine Mission zu Ende führen muss. Anscheinend ist Poon ein verdeckter Ermittler, der "Vendetta" ausschalten will...

Kritik: "Shock Wave" war ein in sich ziemlich abgeschlossener Film, um nicht noch mehr zu verraten, aber das hindert Regisseur Herman Yau nicht daran, einfach eine Fortsetzung im Namen auf die Beine zu stellen, bei der zumindest einer oder zwei der ursprünglichen Stars wieder an Bord sind. In den letzten Jahren ist das in Hong Kong auch recht in Mode gekommen, wie beispielsweise Filme wie "Line Walker 2" beweisen. Während Andy Lau wieder im Mittelpunkt steht und der Film ihm ganz klar auf den Leib geschrieben wurde, ist Philip Keung nur in einer kleineren Rolle zu sehen, während Lau Ching-wan ("Mad Detective") die Rolle des Kumpels übernimmt. Doch bei "Shock Wave 2" geht es weniger um die Figuren als um die Action. Und die hat es in sich und lässt kurz gesagt auch den ersten Teil alt aussehen. Insgesamt wird bei der Fortsetzung so einiges von den ursprünglichen Fehlern ausgemerzt, aber gerade für sich alleine betrachtet kann dieser Streifen Actionfans bedenkenlos empfohlen werden.

Der Anfang geizt bereits keinesfalls mit Bombast und Spektakel. Der ganze Hong Konger Flughafen wird kurzerhand in die Luft gejagt. Die Explosion und das Ausmaß des terroristischen Anschlags werden durch die Spezialeffekte gut auf die Leinwand transportiert. Doch schon bald zeigt sich der Köderfaktor des Drehbuchs. Dankenswerterweise hat sich alles dann aber doch nicht so abgespielt, da unser Held der Geschichte den Tag gerettet hat. Das offenbart eine der großen Schwächen des Drehbuchs. Man wird nämlich ziemlich oft manipuliert und an der Nase herumgeführt. Manchmal nimmt das auch die Ausmaße eines "Ach, so war es gar nicht. Nein, so aber auch wieder nicht" an. Das wirkt ein bisschen kindisch und lässt im Drehbuch eine Linie vermissen. Andererseits sorgt es aber zugegebenermaßen auch dafür, dass es genügend Wendungen gibt, sodass die Geschehnisse nie einfach so vor sich hintröpfeln und man lediglich von einer Actionsequenz zur nächsten gejagt wird.

Außerdem ist die Grundprämisse gar nicht schlecht, baut sie doch darauf auf, dass nicht direkt klar ist, ob Poon nun ein Terrorist oder Undercover-Cop ist. Wenn er ein Terrorist wäre, würde er dann einen anderen Weg einschlagen, nachdem er Teile seines Gedächtnisses verloren hat? Wenn ja, warum? Weil er, was einem leicht entgehen kann, seine Medikamente abgesetzt hat? Weil seine Ex-Freundin, gespielt von Ni Ni ("Wu Kong"), wieder auftaucht? Diese mögliche Romanze, oder eigentlich ein Wiederaufflammen dieser, ist aber vernachlässigbar, da die Chemie zwischen den Charakteren leider nicht besonders großartig ist. Gerade zwischen Andy Lau und Lau Ching-wan hätte man mehr erwarten können, aber es bleibt alles schlicht solide. Dennoch bewirkt immerhin eine Dynamik zwischen den Individuen, dass sich der Film stets vorwärts bewegt und das ist positiv anzurechnen. Dazu gibt es noch einige der bereits erwähnten Wendungen, die allerdings mit kurzen Rückblenden erklärt werden, deren man irgendwann überdrüssig wird.

Zuweilen werden die Dinge auch etwas melodramatisch. Dabei hält sich der Film aber keineswegs lange beim Ableben des einen oder anderen Charakters auf, dennoch hat man das Gefühl, dass die schnellen Abfolgen einiger Bilder, in denen uns die Beziehung der Personen nähergebracht wird, Gefühle bei uns hervorrufen sollen. Vergeblich. Am Ende wird noch einmal mit einer letzten Rückblende dasselbe versucht, woraufhin ohne Vorwarnung der Abspann und eine unpassend wirkende Ballade, von Andy Lau und Ni Ni selbst gesungen, einsetzt. Da wird einem direkt vor Augen geführt, was einem eigentlich die ganze Zeit klar sein müsste: "Shock Wave 2" will Geld einspielen und dafür ist fast jedes Mittel recht. Den Großteil der zwei Stunden Laufzeit macht Regisseur Herman Yau aber eigentlich alles richtig. Es gibt ein paar sehr schöne Schießereien, von denen gerade eine im Krankenhaus mit etlichen Toten im Gedächtnis bleibt, und als kleinen Bonus gibt es noch einen Polizeieinsatz mit Nachtsichtgeräten, bei dem die Terroristen ziemlich alt aussehen.

Die Action erweist sich zudem als ziemlich abwechslungsreich, denn es gibt auch noch ein paar Verfolgungsjagden, bei denen Poon die Parkour-Fähigkeiten eines Jackie Chan an den Tag legt. Dann gibt es natürlich noch die erwartbaren mehr oder weniger nervenzerreißenden Bombenentschärfungsszenen und einige Explosionen, die dank schöner Spezialeffekte überzeugend umgesetzt wurden. Auf Actionebene gibt es daher ganz klar einen Daumen nach oben. Darüber hinaus weiß "Shock Wave 2" aber auch mit seiner Geschichte zu gefallen, die zwar mit zu vielen Rückblenden, falschen Fährten und einem generellen Hin und Her zu kämpfen hat, aber einen interessanten Aspekt bei seinem Protagonisten betont. Ist er ein Undercover-Cop oder ein Terrorist? Und ist es jemals zu spät, sich im Leben doch noch einmal anders zu entscheiden? Es wird hier ganz annehmlich mit dieser moralischen Frage im Actionrahmen umgegangen und gerade dadurch gewinnt der Film nochmal seinen ganz eigenen Stil. Wenn dieser nicht schon durch die spektakulären Explosionen in Hong Kong gegeben wäre. Einen besseren Blockbuster-Actionfilm wird man wohl nicht allzu oft aus der ehemaligen britischen Kronkolonie zu sehen bekommen.

(Autor: Manfred Selzer)

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