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Original Title:
Geobugi dallinda

South Korea 2009

Genre:
Thriller, Comedy, Drama

Director:
Lee Yeon-woo

Cast:
Kim Yun-seok
Jeong Kyeong-ho
Gyeon Mi-ri
Seon Woo-seon
Kim Ji-na
Shin Jeong-geun
Choi Kwon
Choi Won-seok
Choi Yong-hyeon
Jo Deok-jae
Chung Kyung Ho


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Running Turtle

Story: Jo Pil-seong (Kim Yun-seok) ist ein Polizist und Nichtsnutz. Er wettet gerne bei Glücksspielen und ist auch beruflich in dem kleinen Vorort, in dem er arbeitet, nicht wirklich erfolgreich. Seine Frau (Gyeon Mi-ri) hat schon lange den Respekt vor ihrem Mann verloren und ihre gemeinsamen zwei Töchter müssen in einem Haus aufwachsen, in dem es ständig an Geld mangelt und das überdies als Buchladen genutzt wird.
Eines Tages wird Pil-seong für drei Monate vom Dienst suspendiert, weil er bei einem Zuhälter einen Herzinfarkt hervorgerufen hat. Er nimmt das Geld vom Sparbuch seiner Frau und wettet damit bei einem Stierkampf. Als er gewinnt, ist er außer sich vor Freude, aber diese hält nicht lange an, denn der entflohene Häftling Song Gi-tae (Jeong Kyeong-ho) raubt ihn aus und schlägt ihn zusammen. Die Polizei glaubt ihm nicht, seine Frau will nichts mehr von ihm wissen und Pil-seong scheint nun vollständig den Respekt seiner Mitmenschen verloren zu haben. Zufälligerweise trifft er jedoch die Freundin des entlaufenen Verbrechers, Kyeong-joo (Seon Woo-seon), bei der Gi-tae untergekommen ist. Er folgt ihr und zusammen mit ein paar Freunden beschließt er, ohne die Hilfe der Polizei auf die Jagd nach Gi-tae zu gehen, um seine Ehre wiederherzustellen.

Kritik: Schauspieler Kim Yun-seok hat in dem blutigen Thriller "The Chaser" eine beeindruckende Darstellung als Zuhälter, der einen Serienmörder jagt, abgelegt. Seine schauspielerischen Fähigkeiten waren so überraschend gut, dass man ihn durchaus als eine Mischung aus Choi Min-sik und Song Kang-ho vergleichen könnte. Solche Vergleiche werden Kim Yun-seok natürlich nicht gerecht, aber sie zeigen auf jeden Fall, auf welchem schauspielerischen Niveau er arbeitet. "Running Turtle" zeigt irritierenderweise einige offensichtliche Parallelen zu "The Chaser". Damit ist nicht nur der Verbrecher gemeint, der mit einem schwarzen Baseballcap herumläuft, sondern auf den ersten Blick auch Kim Yun-seoks Charakter. Schnell zeigt sich aber, dass "Running Turtle" keineswegs so düster oder spannend ist wie jener besagte Film, dafür aber wesentlich leichtherziger, humorvoller und charakterorientierter. Auch Yun-seoks Rolle differenziert sich mit der Zeit eindeutig von seiner vorigen. Als liebenswerter Verlierer hat er schnell die Sympathien der Zuschauer für sich gewonnen und das Drama seines Lebens kann uns dementsprechend wirklich bewegen.

Pil-seong ist ein bemitleidenswerter Geselle. Das liegt daran, dass er nicht wirklich vollkommen inkompetent ist, aber eben unglaubliches Pech bei allem zu haben scheint, was er macht. Was er auch anfässt, es geht schief. Seinen Reiz gewinnt der Film dadurch, dass er sich die Zeit nimmt, den Protagonisten und seine Lebensumstände ausführlich sowie auf ungezwungene und leichtherzige Weise vorzustellen. Damit wird "Running Turtle" eigentlich schon zum Charakterdrama, was eine willkommene Abwechslung im Thriller-Genre ist, zumal der Film trotz allem niemals seinen Humor aus den Augen verliert. Vor allem Pil-seongs Frau und seine jüngere Tochter tragen zur Dreidimensionalität des Hauptcharakters bei. Aber auch seine Freunde geben der Person einige Ecken und Kanten. Bei diesen handelt es sich um liebenswerte Schläger, wohlgemerkt keine Verbrecher, die das Herz am rechten Fleck haben, doch in Bezug auf Komepetenz Pil-seong um Einiges unterbieten. Im Allgemeinen tragen die vielen Nebencharaktere sehr zur Atmosphäre der Provinzstadt bei und bei ein oder zwei von ihnen handelt es sich um richtige Landeier.

Der Umstand, dass der Film in einem Vorort spielt und dass die Polizei als unfähige Idioten dargestellt werden, erinnert natürlich auch an "Memories of Murder". Wegen seines ungewöhnlichen Humors denkt man bei solchen Referenzen jedoch nicht an Ideenklau, sondern an eine Homage, die man hier zu sehen bekommt. Stellenweise hat man allerdings das Gefühl, dass es das Drehbuch etwas übertreibt, was die Unfähigkeit der Polizei betrifft. Welchen Sinn hat eine Straßensperre, wenn ein Fahrradfahrer ungehindert an ihr vorbeifahren kann? Wieso vermasselt die Polizei Pil-seongs Chance Gi-tae ein für allemal auszuschalten? Man muss sich bei solchen Szenen unweigerlich an den Kopf greifen, aber auch ansonsten bietet "Running Turtle" einige Lücken. Warum genau folgt Pil-seong z.B. Kyeong-joo nach Hause? Welchen Verdacht hat er, dass er es für nötig hält, durch ihr Fenster zu schauen? Es gibt ein paar Zufälle, die einfach zu viel des Guten sind und dem Film schlecht bekommen.

Der Verbrecher des Films bekommt nur wenig Raum, um seinen Charakter zu entfalten. Er scheint ein Juwelendieb zu sein und ist überdies ein Kampfkunstexperte, sodass er selbst einer Überzahl an Gegnern ohne Probleme trotzen kann. Dabei muss angemerkt werden, dass die Kämpfe keineswegs ästhetisch eingefangen wurden, sondern sehr realistisch, was mehr den Eindruck von Prügeleien erweckt. Ein Monster ist Gi-tae aber auf keinen Fall. Gerade seine Liebesgeschichte mit Kyeong-joo beweist das oder der Fakt, dass er bei mehreren Gelegenheiten Pil-seongs Leben verschont. Dennoch fiebert der Zuschauer mit Pil-seong mit, denn Song Gi-tae zu fangen, bedeutet nicht einen grausamen Mörder aus dem Verkehr zu ziehen, sondern das Leben des Polizisten wieder in Ordnung zu bringen und seine Ehre wiederherzustellen. Weil der Film auf dieser Dramaebene arbeitet und dementsprechend die Motive sehr menschlich sind, hat der Zuschauer einen sehr leichten Zugang zu "Running Turtle" und leidet mit Pil-seong, denn man weiß, dass mit Sicherheit wieder etwas schief gehen wird, selbst wenn es für ihn gerade nicht schlecht aussehen mag.

Regisseur Lee Yeon-woos zweiter Film ("2424") ist ein humorvoller Thriller, der sich trotzdem ernst genug nimmt, um spannend sein zu können. Die Regie wandelt ebenfalls auf einem schmalen Grat zwischen Thriller und Komödie, hält das Gleichgewicht aber erstaunlich gut, vor allem auch deshalb, weil der Film auf Slapstick verzichtet. Das Ende ist nicht wirklich überraschend und die letzte Szene des Films wirkt auch leicht unnötig, aber genau da zeigt sich eben, dass sich der Film nicht zu ernst verstanden wissen will. Gerade einige Logikfehler des Drehbuchs stören allerdings. Zum Glück kann Kim Yun-seok mit seinem großartigen Schauspiel darüber hinwegtrösten. Auch die Provinzstadtatmosphäre mit den inkompetenten, aber sympathischen Einwohnern kann einen für sich gewinnen. Alles in allem ist "Running Turtle" einfach ein unterhaltsamer Thriller etwas leichterer Art, der vor allem von Kim Yun-seok und dem Drama, das sich um sein Leben spinnt, lebt.

(Autor: Manfred Selzer)
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